Valpo II & Viña del Mar

21 01 2011

01./02.01.2011, Tag 88/89

Am Neujahrstag herrscht erstmal Katerstimmung. Gegen 15.00 Uhr kämpfe ich mich aus dem Bett Richtung Dusche. Als ich später in die Stadt runterlaufe treffe ich Anja und Theresa, die nun in dem Hotel wohnen, wo wir die erste Nacht in Valparaiso verbracht haben. Ihre Feier war genauso wie Andrés gegen drei beendet, also gar nicht so schlecht, dass ich dann alleine unterwegs war. Auf den Strassen sieht man natürlich noch die Überreste der vergangenen Nacht, im Vergleich zu dem wie es am Neujahrsmorgen in Deutschland immer aussieht ist es hier aber sogar fast sauber. Ich denke das liegt an den fehlenden Böllern, die, gerade wenn es regnet oder schneit, eine ziemliche Sauerei verursachen. Ich gehe runter in den Hafen, der vor Eröffnung des Panama-Kanals der bedeutenste Südamerikas war und lass den Tag etwas dahingleiten. Abends gehe ich nochmal zu den Mädels ins Hotel um Fotos auszutauschen, da sich unsere Gruppe nun in den nächsten Tagen trennen wird. Die beiden wollen nach 1-2 Tagen Santiago in den Süden reisen. Ich werde meinen Besuch bei Amanda und ihrer Familie in Santiago machen und dort (wahrscheinlich) ein paar Tage länger bleiben. André beschliesst derweil mit ein paar Leuten aus dem Hostel morgen nach Argentinien zu fahren, da in Mendoza die Rally Dakar Station macht. Auch eine verlockende Möglichkeit, doch ich habe meine Ankunft in Santiago nun schon zweimal verschoben und freue mich nun auch mal wieder bekannte Gesichter zu sehen.

Das Gruppenreisen war nicht immer eine einfache Sache, aber zusammenfassend würde ich sagen es hat ganz gut funktioniert. Mein Gedanke mit mehreren Personen zu reisen hatte primär den Hintergrund Geld zu sparen, da alleine Reisen meist etwas kostspieliger ist. Beispielsweise was Fahrten im Taxi oder Übernachtungen angeht, wenn es keine Schlafsäle gibt, sondern man ein Einzelzimmer nehmen muss, was in der Regel nur unbedeutend weniger kostet als ein Doppelzimmer. Desweiteren konnten wir den ein oder anderen Gruppenrabbat aushandeln, finanziell gesehen also für alle eine gute Sache. Dazu wie gesagt so Sachen wie Sicherheit und Arbeitsteilung was den Reisealltag angeht. Und was die soziale Komponente angeht auf jeden Fall auch, denn man hat jemand mit dem man das erlebte teilen kann. Wenn wir uns irgendwann nach der Reise mal wiedersehen wird man sagen können: „Hey, weisst du noch damals auf Machu Pichu“ oder „erinnerst du dich noch an die nasse Nacht im Regenwald“. Das ist der entscheidende Vorteil wenn man lange mit den gleichen Leuten reist. Man findet zwar unterwegs ständig neue Leute mit denen man mal einzelne Touren starten kann, aber in der Regel bleibt danach ausser einer Online-Freundschaft nicht viel. Und jedes mal wenn man jemand neuen kennenlernt fängt man wieder von vorne an seine Lebensgeschichte, Reisemotive, Route und Ziele runter zu erzählen. Die ersten male ist das ganz nett, weil man damit ja auch ein gewisses Interesse entgegengebracht bekommt. Aber nach dem 20ten mal wird es irgendwann anstrengend immer wieder von vorne anzufangen. Ich will damit nur sagen: Muchas Gracias a mis Amigos del Viaje y hasta luego! Und es ist ja nicht ganz ausgeschlossen, dass wir uns wieder sehen 😉 Jetzt geht es erstmal alleine weiter, was in den anstehenden Ländern nicht allzu schwierig sein sollte. Im Moment brauche ich diese Erfahrung auch irgendwie und was eines meiner Ziele dieser Reise angeht, die Sprache zu lernen, wird es mich auf jeden Fall deutlich weiter bringen.

Als ich am nächsten Morgen aufstehe haben André und die beiden Mädels schon ausgecheckt. Ich beschliesse einen zweiten ruhigen Tag dranzuhängen, mir den Rest von Valparaiso anzuschauen und später ins benachbarte Viña del Mar zu fahren. Hinter dem Hafen nehme ich einen der Ascensores und fahre auf eine der Aussichtsplattformen, diesmal mit Blick über den Hafen. Es ist wirklich gut mal richtig viel Zeit in einer Stadt zu verbringen, denn so lernt man jeden Tag unzählige neue Seiten kennen und davon hat Valpo, wie jetzt schon einige male erwähnt habe, genug. Unten an der Metro-Station, der ersten übrigens mit der ich in Südamerika fahre, passiert das was ich oben gerade beschrieben habe. Ich stehe noch keine 2 Minuten an der Haltestelle, da spricht mich Jeff an und fragt, ob ich auch nach Viña fahre. Wer noch nicht alleine unterwegs war wird das als seltsam empfinden, aber sowas ist unter Rucksackreisenden völlig normal. An der Stelle will ich mal auf einem Artikel verweisen, der da heisst: „Lonely Planet hat mein Leben zerstört“  Meiner Ansicht nach ist er am Ende etwas überspitzt, da nicht jeder Backpacker sich nie mehr in die Gesellschaft eingliedern kann, aber die Beschreibung des „Reisevirus“ ist dem Autor in den ersten Absätzen wie ich finde ganz gut gelungen.

Zurück in die Gegenwart: Jeff, ein US-Amerikaner, der Biologie (oder irgendwas in der Richtung) studiert aber keinen Job gefunden hat, reist nun auf die Kosten seiner Frau durch Südamerika und absolviert demnächst ein Praktikum in einer Forschungsstation für Schildkröten. Finde ich ganz interessant, genauso wie er sich für meinen Lebensweg begeistern kann. Wir laufen durch das nette Viña, zum Park (der heute geschlossen hat), den Fluss (ohne Wasser) entlang zum Strand. Nach ein paar Stunden und interessanten Unterhaltung trennen sich unsere Wege wieder, mit einem unter Rucksackreisenden üblichen „Nice to meet you!“ Ich schaue mir dann noch kurz das Casino von innen an, ich glaube das erste in dem ich überhaupt gewesen bin, und fahre dann zurück und bereite meine Abreise vor. Morgen geht es endlich nach Santiago!




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